Journalisten und Medienmenschen


Vor einigen Jahren kam ein guter Freund, Leiter der Journalistischen Ausbildung eines großen ARD-Senders, auf mich zu und fragte, ob ich nicht einen  Schauspielkurs für junge Journalisten geben wollte.
Erfahrung mit Schauspielstudenten hatte ich bereits seit Längerem, aber was um Gottes Willen sollte ich mit Journalisten machen? Zuerst habe ich mir angeschaut, vor welchen neuen Herausforderungen Journalisten heute stehen. Wie mit permanenter Innovation und Veränderung umgehen, wie sich in heterogenen Gruppen sicher verhalten, wie wachsendem Druck standhalten? Und wie eine Fehlerkultur entwickeln, die dem digitalen Zeitalter entspricht (als Slogan könnte hier das beckettsche „fail again, fail better“ dienen)? Nach vielen Gesprächen mit Journalisten habe ich dann festgestellt, dass mir Antworten auf diese Fragen einfallen, die viel mit dem zu tun haben, was ich bisher getan habe. Und wenn ich meine Arbeitsweise ein wenig in Richtung der Jobanforderungen des Journalisten hin entwickle und/ oder  erweitere,  damit erstaunliche Ergebnisse erzielt werden können.
Ich hab mich zuerst mit dem Problem der Präsenz im Raum beschäftigt, mit alltäglichen Arbeitssituationen von Journalisten, hierfür unterschiedliche Übungen zusammengestellt und diese mit den Gruppen probiert.
Ich ging dann über zu dem großen Feld von „kreativer Arbeit“. Wie schafft man es, nicht gleich jeden Gedanken zu filtern und / oder vorzuzensieren, sondern den Ideen erst einmal zu folgen, ohne scheinbarer Logik. Wie schaffe ich es, das „Ja, Aber -Paradox zu umschiffen oder gar nicht erst zuzulassen. Und wie gehe ich mit Fehlern und Pannen um? Wie spontan kann ich auf neue Gegebenheiten reagieren?
Und wie erzähle ich mich mit, sodass sich die Leute für mich und meine Geschichte interessieren und sich davon berühren lassen ( ein wichtiger Aspekt des modernen entrepeneurial journalism )
Die Beschäftigung damit brachte mich dann zu dem Bereich des im hier und jetzt zu sein und zu arbeiten. Auch hierfür dachte ich mir Übungen aus oder modulierte bereits vorhanden , mir vertraute Übungen und Methoden auf das neue Aufgabenfeld um.
Dann ging ich über zum Bereich Teambuilding. Mein Gedanke dabei war: wie schaffe ich es, die Stärken des Einzelnen zu fördern, ohne die Kraft der Gruppe zu verlieren. Wie schaffe ich dafür bei den Studenten ein Bewusstsein? Auch hierfür habe ich mir dann Übungen und Teamspiele ausgedacht.
Die erstaunlich positiven Rückmeldungen haben dazu geführt, dass ich mich verstärkt mit dieser Form der Arbeit beschäftigen werde.